NATO-Rallye und Drogenkrieg

„NATO-Rallye“ stand vor 20 Jahren für die freitäglichen Reisebewegungen deutscher Wehrpflichtiger in Richtung Heimat. Auf den Strassen, welche die Standorte der Bundeswehr mit den Ballungszentren der Republik verbinden schwoll der Testosteronpegel wie die Nordsee bei einsetzender Flut. Mit der Ruhe eines Küstenbewohners nahmen Pendler und Anlieger dieses Phänomen hin, wohl wissend, dass montags wieder Ruhe wäre.
Die NATO-Rallye kommt mir in den Sinn, weil ich erstmals seit Jahren an einem neuralgischen Freitag in der Bahn sitze und mich in einem der heute üblichen Großraumwagen der Anwesenheit einer sechsköpfigen Gruppe Rekuten erfreue. Leider hapert es an meiner Sprachkenntnis, die Herkunft der Jugendlichen genauer einzugrenzen: Sachsen, Thüringen oder doch Sachsen-Anhalt? Unabhängig davon: Wie es sich gehört, nimmt der Kamerad auf das „Ruhebedürfnis“ der Zivilisten keine Rücksicht.
Die Aussicht auf ein Wochende ohne Ufz, StUfz oder Spieß dafür mit Mutters Kochtopf und die Beine der Freundin alleine beflügelt das Rekrutenherz. Bier und Jägermeister lösen die Zunge und Gott sei Dank ist das bierseelige Schmettern deutschen Liedgutes zur Steigerung des Kameradschaftsgefühles lange außer Mode.
Schwer in Mode, wenn auch den Reisenden der Bahn untersagt, ist das Rauchen von Spice.
Das hat meine jungen Vaterlandsverteidiger nicht davon abgehalten, die Restbestände des örtlichen Headshops vor der Abfahrt des Zuges kameradschaftlich zu teilen und wegzuschmöken. Einzelheiten der Kifferei hört der ganze Wagen ungewollt mit. Vielleicht sollte die Bahn das Rauchen des Grass-Ersatzes mit mehr Wohlwollen betrachten: Die Zugbegleiterin erntet für die Auskunft, dass der Zug Verspätung habe und der Anschluss leider verpasst werde schallendes Gelächter.
Zu meiner Zeit hätte sie für so etwas Prügel bezogen. Peace!


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