Castor 2006 – Fazit


Klappe zu, Affe tot.
Kurz nach 6 Uhr erreichen die Tieflader am Montagmorgen das Zwischenlager. Nach dem inzwischen 10.TagX stehen nun 80 Castoren in Gorleben. Dieser TagX war der erste, den ich aus der Perspektive als ‚Dannenberger‘ live miterlebt habe. ‚Wendländer‘ war ich ja schon immer, aber Dannenberg ist dichter am Geschehen als Lüchow und noch dichter als Wolfsburg.
Der Termin.
TagX an einem Wochenende ist neu. Es ist nicht jedermanns Sache, sich einen Tag frei zu nehmen, um im Wendland Position gegen den Atomstrom zu beziehen. Sich aber an einem Sonntag ins Auto zu setzen und nach Gorleben zu fahren, ist vergleichsweise leicht.
Vielleicht ist es so zu erklären, daß die Auftaktveranstaltung am Sonnabend in Gorleben so gut besucht war. Auch wenn ich nicht weiß ob es nun 3.000 oder 6.000 Demonstanten waren – ich fand es beeindruckend, daß die Menschen auch nach dem 10.Mal Stellung bezogen haben. Eine Toncollage von diesem Tag habe ich übrigens beim blogspiel ins Rennen geschickt. Zu spät ich weiß, aber ich hatte echt zu tun.
Den Straßentransport auf einen Montag in die frühen Morgenstunden zu verlegen, ist hingegen ein geschicktes Manöver der verantwortlichen Taktiker. Der wendländische November ist ausgesprochen ungemütlich, die Nächte sind nass und kalt, und nur die ganz Engagierten nehmen diese Hürde. Der große Rest bleibt außen vor – also im Bett.
Die Internationalität.
Bisher hatte ich keinen Kontakt zu ‚ausländischen‘ TagX-lern. Wir hatten am Sonnabend einen total netten Tramper aus dem niederländischen Groningen mitgenommen. ‚Die Wendländer sind spitze‘, meint der und wir unterhielten uns im wahrsten Sinne über Gott und die Welt. Schönen Gruß von hier aus.
Delegationen aus Frankreich vor Ort, Grußworte aus Russland im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde mir wieder bewusst: Atomkraftgegner gibt es auf der ganzen Welt. Der Widerstand gegen Atomstrom vernetzt sich scheinbar auch über die Ländergrenzen hinaus. Globalisierung made by Wendland.
Eine Aktion ist mir aufgefallen:
Die Stromwechselaktionen.
Wenn Kundenströme wandern, schmerzt das alle Zahlenjongleure in allen großen Unternehmen besonders. Ob das Verteilen von Handzetteln ausreicht, weiß ich natürlich nicht – aber die Idee ist charmant.
Und konsequent: Wer seinen Strom sauber haben will, der muss eben einen Euro mehr bezahlen. Oder er macht ihn sich gleich ganz selbst. Zum Beispiel aus Biogas. Natürlich nur, wenn er nicht im Grabower Neubaugebiet wohnt.
Mein Fazit?
Der Widerstand ist zwar schon 30 Jahre alt aber ich glaube man kann ihm trotzdem noch Vertrauen schenken. Die Leute hier sind ihren Teil stur. Wer hier öfter ist weiß das. Wer hier wohnt, wird früher oder später selbst so. Das liegt vielleicht an der Luft, an unseren Kühen oder an der Nähe zur Elbe.
Der Widerstand hat sich meiner Ansicht nach um unsere ganze Region verdient gemacht und er wird auch weiterhin für eine frische Briese im sonst so gottvergessenen Zonenrand sorgen. Auch, wenn der nächste Castortransport schon heute geplant wird.


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