Knoten am Hals?

Wer hätte das gedacht: Da wird der ehemals wichtigste Mann des Iraks zum Galgen geführt und das Ganze auch noch gefilmt und im Web veröffentlicht.
Nun sucht man im Irak nach dem Handyfilmer, der die gespenstische Szenerie auf Video aufgezeichnet hat.

Die Handy-Aufnahme von der Exekution ihres Erzfeindes reichten sich die Schiiten des Landes schnell weiter. Im irakischen Fernsehen waren lediglich Aufnahmen von der Vorbereitung der Hinrichtung am Samstag zu sehen und dann die Leiche Saddam Husseins. Im Internet tauchte die Videoaufnahme einen Tag später auf.

„Handy-Filmer“ von Saddams Exekution gesucht | tagesschau.de

Bermerkenswert sind die Kommentare, die unter der LiveLeak.com und den diversen YouTube-Versionen dieses Videos aufgelaufen. Im Wesentlichen geht es über die altbekannten Positionen zum Irak-Einsatz der US-Amerikaner und ihrer Verbündeten. Auch die Frage nach dem ‚danach‘ wird gestellt – bleibt letztendlich aber unbeantwortet.
Anders als im Fernsehen werden die einzelnen Clips im Internet je nach Plattform von den Zuschauern bewertet und bei Bedarf kommentiert. Kurzer Zwischenstand: Bei LiveLeak.com wurde der Clip mit der Hinrichtung inzwischen 3Millionen Mal gesehen.


Kommentare

2 Antworten zu „Knoten am Hals?“

  1. Tja, und bei uns geht nun die Diskussion los. Darf so etwas sein? Darf man ihn in seinem letzten Gebet unterbrechen? Darf man ihn überhaupt hinrichten? Jetzt, wo der Irak doch demokratisch ist…
    Und ich frage mich, wo Herr Bush es nicht einmal hinbekommt, die Regeln der Demokratie nur im Ansatz umzusetzen, was erwartet man dann von einem aufgebrachten Volk, dass jahrzehntelang einen Tyrannen zum Anführer hatte. Jahrelange Inhaftierung böte Saddam die Plattform, um weiter zu „regieren“. Die sinnlosen Anschläge gab es auch vor seiner Hinrichtung. Ich denke, erst jetzt können die Menschen dort mit der Ära Hussein abschliessen und sich gaaaanz langsam in Richtung Demokratie auf den Weg machen.
    Bedenklicher hingegen finde ich, dass das umstrittene Video von so vielen angeschaut wird. Und die Medien nutzen den Skandal für hohe Einschaltquoten. Dank CNN haben wir den Krieg (der sich ja mittlerweile als kleines Versehen herausgestallt hat) jeden Tag im Wohnzimmer gehabt. Jeden Tag starben auf unseren Bildschirmen hunderte von Menschen im Namen des Völkerrechts – und nun regen wir uns über eine Hinrichtung auf !? Wahscheinlich so sehr, dass es wieder mal der Westen ist, der die Husseinfans anstachelt.

  2. Dass das Video so oft angeklickt wurde, lässt sich aus moralischer Sicht bestimmt kritisieren.
    Bei mir persönlich war es eine gewisse Neugierde, die durch die Berichterstattung geweckt wurde. Neugierde worauf? Ich wollte das Dokument als solches in Augenschein nehmen.
    Im Umkehrschluss führte das zu einer Empörung über die Umstände unter denen die Exekution stattgefunden hat. Kein Horrorfilm hätte den Ort des Geschehens besser wählen können. Auch die Reaktionen der Anwesenden war schwer nachvollziehbar.
    Allerdings bin ich als Kind westlicher Werte gefangen in einem Erfahrungsumfeld, in dem der Tod per se als Tragödie und der Wunsch nach Rache verwerflich empfunden wird.
    Dieser Wertekanon ist Teil einer Gesellschaft. Eine vom Krieg und Elend geformte Gesellschaft gehorcht ganz andere Paradigmen. Es fällt mir schwer, ein abschließendes Urteil zu fällen.
    Die ganze 'Angelegenheit' ist in jedem Fall bemerkenswert.

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