Nichts zu verbergen – was geht mich das an!

Wieviele Menschen interessieren sich eigentlich für diese Sache, die mich seit einigen Tagen massiv beschäftigt? In meiner offline-lastigen Familie interessiert es jedenfalls deutlich unterhalb des Empörungspotentials. Gleiches gilt für meinen mehr oder weniger offlinigen Bekannten- und Freundeskreis im echten Leben und bei Facebook.
Überwachung sei doof, ja schon – aber jeder hat nichts zu verbergen. Komisch ich habe eine Menge zu verbergen und meine Freunde vor mir.

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Die Privatsphäre ist das so eine Sache. Sie ist individuell, fein skaliert und reicht vom Besuch auf dem stillen Örtchen beim „Großen Geschäft“ bis zum psychischen Problem in der verschwägerten Familie. Sie umfasst den Glauben an ein höheres Wesen gleich welcher Art, One-Night-Stands während einer festen Beziehung gegenüber derselben oder das monatliche Einkommen. Privatsphäre kann geteilt werden und ist vom Gesetzgeber geschützt worden.
Es gibt eine kleine Avantgarde von Menschen, die ganz bewusst auf Teile Ihrer Privatsphäre verzichten und einen großen Teil ihres Lebens öffentlich machen.
Nun mag niemanden interessieren, wann Christian am Rechner sitzt. Er verrät es trotzdem. Gerade diejenigen, die sich am Arglosesten geben, können die Form von Exibitionismus am Wenigsten nachvollziehen.
Es mutet ihnen sogar seltsam an, dass Olaf und Jens via Handy sich gegenseitig ihren Standort verraten. Im Gegensatz zu unseren Geheimdiensten habe ich das Einverständnis von Jens erhalten, seinen momentaren Aufenthaltsort abzufragen. Außerdem führe ich nicht Protokoll // weder für drei, zwölf, 30, 60 oder 90 Tage – die NSA ist dazu durchaus fähig und tut es. Jens ist das übrigens egal.
Doof ist, dass mit dem Wissen um die Verletzlichkeit der Privatsphäre auch viele, im Einzelfall sinnvolle Entwicklungen diskreditiert werden. Wer will schon dem großen Unbekannten seinen Puls verraten? Was über das Netz oder ins Mobildevice geht ist quasi öffentlich. Schade.
Vollkommen selbstverständlich und akzeptiert ist Überwachung nur im Falle des Nachwuchses: Ein Handy für das Kind mit Einzelverbindungsnachweis für die Eltern ist normal. Das ist der Griff zum Tagebuch2.0 und drückt genau aus, was die großen Brüder von Regierungen und Geheimdiensten von den Untertanen denken: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Sicher ist jeder Facebook-Nutzer selbst schuld, dass seine Daten mitgeschnitten werden. Unternehmen die Skype, Google oder VoIP gestatten brauchen sich nicht wundern, wenn Kunden, Lieferanten oder Partner grafisch hübsch übersichtlich sortierbar im Datensilo der Dienste landen. Tun sie es doch wird ihnen spätestens dann bewusst, dass etwas flasch läuft im Staate.
Dass es alle tun, macht es nicht besser. Dass der Widerstand dagegen diskreditiert wird, auch nicht.
Was tun?
Selbst verschlüsseln,
seinen Unmut über diese Machenschaften äußern, (Europa-, Bundestags-, Landtagsabgeordneten anrufen und Sorge zum Ausdruck bringen, Bloggen, Twittern und so weiter.)
Lesen.


Kommentare

2 Antworten zu „Nichts zu verbergen – was geht mich das an!“

  1. mir sei das egal? nunja. zweischneidig.

    1. Heißt das doppelt egal?

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