Jetzt mal im Ernst: Wer hätte gedacht, dass es mit unserer Währung überhaupt solange gut geht? Ist ja nur Papier und das ganze hatten wir auch mal in schön, damals, als unsere Dichterfürsten noch darauf zu sehen waren! Während in Brüssel die Briten mal wieder die Position „dagegen“ vertreten, frage ich mich als Otto-Normalverbraucher, was da eigentlich mit uns geschieht.
Vorweg: Im Grunde genommen sollte ich mich nicht beschweren, habe ich ja auch nicht!
Meine persönlichen Sparguthaben werden zwischenzeitlich von denen meines Dreikäsehochs in den Schatten gestellt und auch im Kollegen- und Bekanntenkreis besitzen die (schulpflichtigen) Kinder häufig mehr Geldvermögen als die Eltern. Die uns gemeinsame Sorge entspringt also eher der Fürsorge für die kommende Generation.
Allein: Niemand aus meinem Umfeld fühlt sich in der Lage, die aktuelle Situation auf ihre Folgen hin abzuschätzen. Der Wille zum Verständnis ist da, die Wirtschaftsnachrichten werden gelesen und und weitgehend verstanden, wir tauschen uns aus und trotzdem bleibt Ratlosigkeit das vorherrschende Gefühl.
Wie so oft hilft ein Blick in die Geschichte. Sehr weit muss man nicht zurückschauen. 20 Jahre sollten reichen.
Weichenstellung aufs Abstellgleis
Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren wurden nämlich die Weichen in Richtung Abstellgleis gestellt, auf dem wir uns alle mit unserer Währung gerade befinden.
Heute vor 20 Jahren war die Welt noch eine andere.
In Moskau wurden die Lebensmittelvorräte knapp, während Jelzin am Stuhl des Staatschefs Gorbatschow sägte. Die jugoslawische Armee behauptete, die Kroaten hätten gerade die Altstadt von Dubrovnik in Trümmer gelegt während die EG-Staatschefs in Maastricht dabei waren, das Ende der nationalen Währungen einzuläuten.
Das war eine Aufregung an den Stammtischen. Denn eigentlich hatte es die Wisdom of Crowd schon damals gewusst! Das wird uns noch leid tun!
So war das damals vor 20 Jahren. Und nicht nur das: Auch der Spiegel war noch ein anderer. Er war ein Nachrichtenmagazin und fand am 9.Dezember für seine Leser unter der Headline Es gibt kein Zurück beruhigende Worte:
Für panische Angst, daß Griechen und Spanier, Italiener und Iren plötzlich, wenn sie erst mal am Ecu hängen, die reichen Deutschen ausrauben, besteht noch kein Anlaß. Soziale Unterschiede gibt es schon heute. Gleiche Lebensbedingungen, gleicher Wohlstand sind nicht unbedingt Voraussetzungen für eine einheitliche Währung. …
Und der ehemalige Vice-Bundesbankchef lässt sich im gleichen Artikel zitieren:
Letztlich könne eine Währungsunion nur dauerhaft „in einem staatsähnlichen politischen Verband“ bestehen, meint Tietmeyer. Wie dieser Verband aussehen könnte, wird auch nach dem Gipfeltreffen in Maastricht niemand wissen.
Spiegel in seiner Printausgabe 1991
Das war der Wissensstand von vor 20 Jahren. Viel weiter sind wir nicht gekommen, nur mehr sind wir geworden. Aber egal!
Die einzige Frage die sich mir jetzt noch stellt: Schaffen es die Verantwortlichen den Zug Europa angesichts des näherkommenden Prellbocks noch anzuhalten oder machen sie einfach mehr Dampf in der Hoffnung, dass es dahinter noch Gleise gibt?
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